Burnout oder Perfektionismus

Burnout oder Perfektionismus

Die Frage nach „Burnout oder Perfektionismus“ hat sich in Ihrem Leben noch nie gestellt. Sie haben einen guten Studien- oder Berufsabschluss, einen tollen Lebensgefährten, Kinder, Ehe, einen erfolgreichen Job und viele Wünsche, die Sie sich erfüllen möchten. Doch eines Morgens möchten Sie am liebsten im Bett bleiben, gar nicht mehr aufstehen, weglaufen….

Gerade erfolgreiche und starke Menschen finden sich in meiner Beratung wieder: leistungsorientiert, erfolgreich, perfekt bis zum Zusammenbruch (Burnout). Menschen mit hohen Idealen, hoch-sensibel und mit ungewöhnlichen (Hoch) Begabungen ausgestattet.

Gesunder und ungesunder Perfektionismus

Die Psychologie unterscheidet hier zwischen gesundem und ungesundem Perfektionismus (vergl. auch Wikipedia: “Perfektionismus“).
Gesund heißt hier: Menschen, die richtig gut sein wollen, aber keine Angst vor Fehlern haben, Erfolge genießen, ehe die nächste Aufgabe begonnen wird. Gerade bei herausragenden Führungspersönlichkeiten sind diese Eigenschaften ausgeprägt: der eigene persönliche Leistungsanspruch geht einher mit strukturierter Vorgehensweise, didaktisch- methodischem Vorgehen (Selbstorganisation) und der Fähigkeit, Situationen in ihrer Gesamtheit zu erfassen, um dann Problemstellungen abzuarbeiten.

Der ungesunde Perfektionismus dagegen zeigt eine hohe Fehlersensibilität, leistungsbezogene Zweifel und eine hohe Erwartungshaltung an sich selbst und andere, das Streben nach perfekten Ergebnissen, Unzufriedenheit mit den Ergebnissen, innere Unruhe, ständige Selbstzweifel.
Besonders gefährdet sind hier Mütter: unklare Leistungsstandards in der Erziehung: Ist es gut, das Kind in eine Tageskrippe zu geben, soll sie ganztags oder halbtags arbeiten? Die eine Freundin sagt das, die andere jenes: was ist richtig? Die Handlungen an eine „perfekte Mutter“ sind nicht klar definiert. Manchmal kommt  Unsicherheit auf, Angst, etwas falsch zu machen. Da ist es besser, stärker zu kontrollieren, alles selbst zu machen. (Es geht ja auch viel schneller!)

Beispiele für ungesunden Perfektionismus

  • Der Familienvater, der grundsätzlich am Wochenende noch am Rechner sitzt.
  • Die berufstätige Mutter, die generell nach einem langen Arbeitstag noch die Wohnung putzt (und am Morgen das Essen zubereitet hat).
  • Der Nachbar, bei dem es immer aussieht wie im Einrichtungskatalog, kaum Gegenstände herumstehen.
  • Die Mutter, die den ganzen Tag hinter ihren Kindern her ist, damit sie stets die Hausaufgaben machen und pünktlich zum Musikunterricht kommen.
  • Die Freundin, die tagelang verzweifelt und bedrückt ist, wenn ihr in der Arbeit ein Fehler unterlaufen ist.

Perfektionismus im Berufsleben

Ulf Tödter und Jürgen Werner beleuchteten 2006 den Perfektionisten im Berufsleben. Sie nennen unter anderem folgende Beobachtungen bzw. Thesen:

  • Perfektionisten engagieren sich besonders gern bei Erneuerungen, denn sie streben eine bessere Welt an. Sie wollen dabei selbst ein gutes Vorbild geben.
  • Normen, Werte, Regeln und Prinzipien spielen bei ihrer Definition von Erfolg eine große Rolle.
  • Ihr Erfolgsmotto: „Es gibt für alles eine perfekte Lösung!“
  • Helfer empfinden es als Erfolg, wenn andere ihre Hilfe oder ihren Rat annehmen oder wenn die von ihnen ‘gesäte Saat aufgeht’. Darum arbeiten sie gerne als Mentor oder Berater.
  • Das Wachsen und Gedeihen von wichtigen zwischenmenschlichen Beziehungen hat bei ihnen mehr Gewicht als bei anderen. Wichtig ist hier das Gefühl, “gebraucht zu werden”.

Fazit: Perfektionisten streben nicht nur nach Erfolg in der Sache, sondern sie strengen sich häufig um ihrer Bezugsmenschen willen so an.

(vergl. auch: Ulf Tödter und Jürgen Werner: Das professionelle 1 x 1: Erfolgsfaktor Menschenkenntnis)

Du sollst etwas besseres werden!

Die Ursachen liegen fast immer in den Wurzeln: Wie waren meine Eltern unterwegs mit dem Thema Perfektionismus? Allerdings helfen hier Schuldzuweisungen wenig: auch Eltern haben Ihre Gründe. Wichtig ist: Wie gehe ich heute als Erwachsener mit diesen “inneren Botschaften” um?

  • Durfte ich einfach so „nur“ Kind sein oder wurde ich schon früh in viele „pädagogisch wertvolle“ Hobbys getrieben?
  • Konnte die Mutter mal fünfe gerade sein lassen und den Fußboden einmal schmutzig lassen?
  • War der Vater in der Lage, auch mal abzuschalten und sich ausschließlich um sich und seine Familie zu kümmern?
  • Musste ich mir Zuneigung und Liebe durch Leistung erkaufen?

Ideen zum Thema Burnout oder Perfektionismus

wieder zur inneren Ruhe finden

  • Nein-Sagen: Ich bin nicht für alles verantwortlich!
  • Keine Angst vor Fehlern haben: Fehler ermöglich erst Veränderungen im Leben.
  • Den eigenen Körper ernst nehmen: Welche Signale sendet er aus?
  • Mit dem Bauch reden: das “Bauchgefühl” ernst nehmen, ihm zuhören.
  • Regelmäßige Spaziergänge machen: allein sein, Achtsamkeit, auf sich selbst achten.
  • Yoga, Entspannungstechniken: auf meinen Körper achten.
  • Zu-Hören: Was möchte mir meiner Freundin, mein Freund tatsächlich sagen?
  • Krisen als Chance für Veränderungen wahrnehmen: hier kann ich erst wachsen!
  • Meine Stärken wahrnehmen (nicht nach Schwächen suchen!)

Bitte denken Sie daran: Achten Sie heute auf Ihre Gesundheit, damit Sie in 10 Jahren weiterhin beruflich fit sind, ohne Burnout oder Perfektionismus. 

Haben Sie weitere Fragen zum Thema: Burnout oder Perfektionismus?

Nehmen Sie einfach Kontakt mit mir auf.

Viel Erfolg wünscht Ihnen

Ulrich Kablitz

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